Gemeinschaft mit den Friedhofskindern

Im Juni 2022 konnte ich mit meinem Sohn Jonathan 2 Wochen in unserem Friedhofskinderprojekt Cimet (Centro integral del menor trabajador) in Sucre die Gemeinschaft mit den Kindern, Jugendlichen und Erziehern erleben, was eine sehr schöne Erfahrung war. Nach den schwierigen Coronajahren lief das Projekt wieder weitgehend normal. Wir wurden sehr gut aufgenommen und nahmen an vielen Gruppen und Aktionen teil. Ein wichtiger Eindruck für mich war, das Cimet als einen warmen, freundlichen Ort zu erleben, an dem die Kinder ein Stück Geborgenheit und Behütetsein erleben können und wo sie mit all ihren Sorgen und Problemen gehört und unterstützt werden. Ich will im Folgenden einzelne Bereiche näher beschreiben, wie ich sie erlebt und wie sie sich inzwischen weiterentwickelt haben.

Erzieher und Direktor/in

Angela, die Koordinatorin der Fundacion des Trinitarierordens, bestätigte mir, dass die Zusammenarbeit in der Gruppe der Erzieher sehr gut läuft. Wilder, der in unserem Projekt bereits seit 7 Jahren als Erzieher arbeitet, übernahm in diesem Jahr die Stelle des Direktors. Ich erlebte seine kommunikative, freundliche Art, sowohl im Umgang mit den Jugendlichen als auch während der Teamarbeit mit den Erziehern. In den Teamsitzungen ließ er den Erziehern viel Raum, ihre Arbeitsfelder vorzustellen, Themen anzusprechen und ergänzte dann seine eigenen Impulse und Ideen. Insgesamt empfand ich, dass er im Projekt eine sehr positive, fröhliche Stimmung verbreitet. Was ihm schwerer fiel, waren die für ihn neuen Bereiche, die mit Organisation, Verwaltung und dem Knüpfen von Kontakten zu anderen Institutionen zu tun hatten. Erschwert wurde dies durch familiäre Probleme, so dass er Anfang 2023 mitteilte, dass er  das Projekt verlassen wird. Seine Nachfolgerin ist Nilda, die nun bereits 2 Jahre im Cimet gearbeitet hat und im letzten Jahr die Verantwortung für die Arbeit auf dem Friedhof hatte. Sie machte diese Arbeit mit viel Herz und Engagement und wir hoffen, dass sie sich gut in die Besonderheiten der Arbeit als Direktorin einarbeiten wird.

Die neue Direktorin
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Nilda, unsere neue Direktorin

Hausaufgabenbetreuung

Die schulische Förderung ist nach den 2 Corona Jahren ein sehr wichtiger Teil unseres Projektes. Gerade die Unterstützung der Kinder, die aufgrund mangelnden Unterrichts, auch wegen nicht vorhandenem Internetzugang zu Hause große Lücken aufwiesen, erschien mir bei meinem Besuch sehr wichtig, und ich sprach das Thema bei der zuständigen Erzieherin Jenny und der Fundacion an. So wurden im Laufe dieses Jahres über Fortbildungen der Erzieher neue didaktische Methoden eingeführt. Die kontinuierliche Betreuung der betroffenen Kinder findet im Rahmen von Einzel- und Gruppenförderung statt. Alle Kinder konnten das Schuljahr erfolgreich beenden.

Friedhofsarbeit

Ziel unserer Arbeit ist es auf dem Friedhof ein soziales Miteinander zu fördern und erpresserisches und gewalttätiges Verhalten insbesondere gegenüber den Schwächeren zu reduzieren. Es ist spürbar, dass diese Arbeit Früchte zu tragen beginnt . Die Kinder lernen, welches Verhalten nicht akzeptabel ist, wenden sich bei Problemen an unsere Erzieher, die dann akut eingreifen und vermitteln können. Da die Kinder gewerkschaftlich organisiert sind, wird auch alle paar Jahre ein neuer Leiter gewählt. Ruben der bisherige Leiter war schon zu alt (über 27 Jahre alt) und versuchte immer wieder materielle Gewinne aufgrund seiner Position herauszuschlagen. Aufgrund seines Alters war er nicht im Cimet. In diesem Jahr wurde nun Oskar gewählt. Er studiert Tourismus, war im Jahr 2022 Mitglied unseres Stipendienprojektes und schon jahrelang im Cimet. Aus diesem Grund ist der Kontakt zwischen ihm und dem Cimet sehr gut. Seine Position ermöglicht dem Cimet ein noch intensiveres Einsteigen in die Friedhofsarbeit und öffnet Türen. Ich kenne Oskar noch von meinem Besuch vor 6 Jahren her und seine Wahl freut mich sehr.

Oskar
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Präventionsarbeit durch unsere Psychologin

Auf dem Foto arbeitet Mariza mit den 6 Jährigen im Rahmen des Präventionsprogramms gegen sexuellen Missbrauch. Sehr kindgerecht spricht die Puppe Ernie mit den Jungen über das schwierige Thema. Mariza versucht mit vielen Kindern/ Jugendlichen wenigstens ein Gespräch pro Monat zu führen. Sie hat nach intensiven Gesprächen mit den Eltern eines entwicklungsverzögerten, stark lernbehinderten Jungens erreicht, dass er statt zur normalen Schule aufs Förderzentrum gehen kann. Bezüglich der Schulgebühren setzt sie sich dafür ein, dass er einen Nachlass bekommt. Aktuell  fand im Jahr 2023 im Bereich der Psychologie ein Personalwechsel statt.

Workshop
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Die Musikgruppe

Die Großen der Musikgruppe waren zu Gast bei einem Radiosender in Sucre und präsentierten sich in Rahmen dieses Auftritts auch auf Youtube.

In einem Interview erzählten sie von ihrer Gruppe und  spielten 2 ihrer Stücke. Sie werden auch immer wieder angefragt z.B. bei privaten Festen gegen eine Gage zu spielen und bessern sich somit ihren Lebensunterhalt auf.

 

Das waren jetzt einige Schlaglichter auf unsere Arbeit, die wir durch Ihre wertvolle Unterstützung durchführen können. Tausend Dank an alle, die uns immer wieder ermöglichen, diese hoffnungsvolle
Arbeit fortzuführen und uns durch Corona hindurch so treu und verlässlich unterstützt haben. 

                                                                            DANKE DAFÜR!!!!

Dr. Gisela Hörner und die Boliviengruppe des Lorenzer Ladens

Bankverbindung: Sparkasse Nürnberg, IBAN DE58 7605 0101 0014 3119 22, BIC: SSKNDE77XXX